“Zwei Kaffee und einen Cheeseburger, bitte!” – Auswärts beim FC St. Pauli

Montagabendspiele, der Europapokal des kleinen Mannes. Und als FC Fan, gerade meiner Generation, muss man da ja nehmen was man kriegen kann. Und viel anders, als im Schneeregen um 4 Uhr Morgens an den Hamburger Landungsbrücken entlang zu laufen, kann sich ein Auswärtsspiel bei Irtysch Pawlodar auch nicht anfühlen.

Der Plan klang gut. Kurz vor 12 am Montag Mittag traf man sich auf Gleis 2 des Kölner HBF um per Hamburg-Köln-Express in den Norden zu fahren. Unschlagbare 23€ pro Fahrt und ein kinderleichtes Buchungssystem sprachen neben den gerade einmal 4 Stunden Fahrtzeit für diese Verbindung. Das der Zug zurück erst um 7 Uhr morgens fahren sollte, wen konnte das schon schocken? Eine Nacht in Hamburg, gerade im Stadtteil St. Pauli sollte man doch rumbekommen können.

So verging die Hinfahrt entsprechend entspannt und auch die anderen Fahrgäste ertrugen die Anwesenheit von Fußballfans mit nordischer Gelassenheit. Selbst wenn sie aus Aachen kamen. Oder gerade deswegen.

 

In Hamburg angekommen traf man sich mit diversen anderen FC Fans und sucht nach einem kurzen Zwischenstopp bei Burger King und Currywurstbude verzweifelt den Pyjama-Park wo sich weitere Mitglieder der #SektionTwitter aufhalten sollten. Stattdessen fand man das Café Miller und beschloss einfach dort auf die anderen zu warten und die Zeit bis zum Spiel zu verbringen. Das kurze Anstimmen von kölschem Liedgut wurde nüchtern und sachlich von Anwesenden St. Pauli Fans unterbunden: „Das hier ist eine Kneipe in der nicht gesungen wird.“

 

Das Millerntor-Stadion selbst ist inzwischen nahezu komplett umgebaut. Lediglich die Nordtribüne und damit auch der Gästeblock haben noch den alten Charme. Doch auch die neuen Tribünen können sich sehen lassen, vor allem die Gegengerade mit ihren Stehplätzen. Entsprechend gut war auch die Stimmung auf Seiten des FC St. Pauli. Ganz im Gegensatz zu der im Gästeblock. Da bis auf Zaunfahnen und einem Megafon alle Möglichkeiten der Unterstützung vom Verein verboten worden waren, fiel es den FC Fans sichtlich schwer so etwas wie Stimmung aufkommen zu lassen.

Und das obwohl man bereits nach 3 Minuten führte. Vielleicht aber auch weil nach der 3. Minute nichts sehenswertes mehr geboten wurde von Kölner Seite. Allein die Kopfballstärke von Stefan Maierhofer sorgte für einige Belustigung im Gästeblock.

 

So lief man nach dem Spiel mit einem gemischten Gefühl durch den einsetzenden Schneeregen von Hamburg. Die drei Punkte fühlten sich eher nach einer Auswärtsniederlage an. Mit etwas Abstand beobachtete man den Marsch der Ultra Sankt Pauli die mit kreativen Gesängen über irgendwas mit Köln und dem Dom aufwarten konnten und entschied sich dann in einer Seitenstraße dem Schnee zu entfliehen und lieber noch ein Bier in einer Kneipe zu trinken. Schließlich hatte man noch gut 8 Stunden zeit, bis der Zug nach Köln zurück fuhr. Nachdem die restlichen FC Fans und #SektionTwitter Mitglieder sich verabschiedet hatten, trat Johnny auf den Plan.

Johnny wollte uns Bier ausgeben, hatte aber leider kein Geld mehr. Also gaben wir ihm ein Bier aus. Welches er dann auch in 5 Sekunden in sich hinein schüttete.

Johnny wollte uns auch gerne noch auf weitere Biere einladen, sobald der die geerbte Goldkette versetzt hätte, aber da er einmal zu oft betonte, dass er kein Interesse an unseren iPhones habe, zogen wir es doch vor uns erst einmal die Beine zu vertreten.

 

Nach einem ausdauernden Spaziergang an den Landungsbrücken, der Erkenntnis, dass der Fischmarkt nicht offen hat und wir immer noch mehrere Stunden Zeit bis zur Rückfahrt hatten endete der Ausflug auf St. Pauli dort, wo er begonnen hatte. Im Burger King. In der Hoffnung auf Kaffee und einen Cheeseburger.

Doch das Glück war nicht mit uns und die Kaffeemaschine leider defekt. So blieb es beim Cheeseburger und den Gesprächen an den Tischen um uns herum. Etwa von der Gruppe Jugendliche die es wohl verpasst hatten ihren Kumpel davor zu bewahren 150€ zu verlieren. Der genaue Tathergang lies sich nicht mehr ermitteln, aber vielleicht hatten sie auch einfach nur Johnny getroffen. Oh Johnny.

 

Nach anderthalb Stunden Kälte am Hamburger Hauptbahnhof schafften wir es endlich uns in die erstaunlich bequemen Sitze des HKX fallen zu lassen. Der Schlaf wurde nur kurz vom Zugbegleiter unterbrochen, welcher die Fahrkarten sehen wollte und kurzerhand feststellte, dass unser Ticket für den Dienstag der Vorwoche galt. Unter größter Angst in Osnabrück vor die Tür und damit wieder in die Kälte gesetzt zu werden, wartete man das Ergebnis eines Telefonats des Schaffners mit der Zentrale ab.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, kam der Schaffner wieder, meinte es läge sicherlich an einem Systemfehler und er wünsche uns noch eine gute Fahrt. Erleichtert ließ man sich wieder in die Sitze sinken und fand wieder in den Schlaf. Voller Träume von Singenden FC Fans, Österreichischen Kopfballungeheuern, Johnny, Europapokalspielen bei Irtysch Pawlodar und natürlich Kaffee. Vielleicht mit einem Cheeseburger dazu.

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