50 unvergessliche Jahre in 90 Minuten

50 Jahre Bundesliga – 50 Jahre Titel und Tore, aber auch Kuriositäten & Anekdoten. Der leidenschaftliche Fußball-Fan und Autor Ben Redelings hat aus den Geschichten der höchsten deutschen Spielklasse ein Jubiläumsalbum erstellt. Und liest regelmäßig in der ballbekloppten Republik daraus. @bengbu83 war zu seinem eigenen Erstaunen vor Ort.

Freitag, 1. März 2013 und ich sitze in einer Lesung. Hätte mir das jemand vorher gesagt, ich hätte Tränen geweint vor Lachen.

Aber wie kam es dazu? Ein Freund rief an, er hätte noch eine Karte über für die Lesung „50 unvergessliche Jahre in 90 Minuten“, welche im Rahmen der „Nacht der Bibliotheken“, stattfinden sollte. Nach den ersten Diskussionen im Haushalt (mit mir gehst du nie zu einer Lesung / das nächste Mal gehen wir auch mal zu ‘ner Lesung / ff) kam nun der besagte Freitag.

Bei Platz für ca. 100 Besucher war die Bibliothek mit 85 Zuschauern nicht komplett ausverkauft. Zur Einstimmung wurde Flens kredenzt und auf Ben Redelings gewartet. Dieser kam pünktlich zum Anpfiff und unterhielt sich noch kurz mit einem Zuschauer. Nach der Begrüßung durch die Leiterin der Bibliothek, ging es dann direkt auch mit dem eigentlich Thema des Abends los. Die Leiterin besaß dabei durchaus ein gewisses Potenzial an Komik, als sie anmerkte, dass normalerweise doch eher weibliches Publikum zugegen ist.

Ben Redelings stellte sich kurz vor und teilte uns mit, dass er Fan des sehr gescholtenen VFL Bochums war. Nach meinem ersten Zwischenruf, diese waren ausdrücklich erwünscht, wusste Ben nun auch, dass im Publikum Fans des glorreichen 1. FC Köln waren. Nein, ich habe natürlich nicht gerufen, dass ich effzeh-Fan bin, sondern ich teilte ihm mit, dass wir heute alle ein bisschen Bochum-Anhänger sind. Er fragte, ob jemand Fan vom VFL Bochum sei, bis auf den mit dem er sich unterhalten hatte, das Publikum verneinte. Danach fragte er, ob sich Kunden des FC Bayern im Saal befinden. Das Eis war gebrochen. Mit der Kundenaktion hatte er uns alle…

Als nächstes kam dann der Traditionsverein aus dem Kraichgau zur Abfrage. Niemand meldete sich. Es folgten zwei Anekdoten von vorherigen Lesungen. Zweimal dachte er bisher, dass er die ersten Hoffenheim-Fans des Lebens getroffen hätte. Beim ersten Mal saß eine Person in der ersten Reihe mit einem Hoffenheim-Trikot, als er die Abfrage dort durchführte, outete sich nur niemand als Fan der Kraichgauer. Auf kurze Nachfrage, warum der Besucher denn das Trikot anhätte, sagte er, eigentlich bin ich gar kein Fußballfan, aber das war das günstigste Trikot im Verkauf und, guck mal, das ist sogar von Puma und hat weniger als 20 € gekostet.

Die zweite Person bei einer anderen Veranstaltung meldete sich, als Bayern- und als Hoffenheim-Fan. Auf die Nachfrage, warum dieses so sei, teilte er mit, dass er vor etlichen Jahren bei seiner Frau mal den Mund zu voll genommen habe. Sollten Lothar Matthäus oder Mathias Sammer mal in einer exponierten Position beim FC Bayern München sein, würde er ein Jahr lang für einen Verein ihrer Wahl jubeln.

Wir kamen dann über die Doublesieger des letzten Jahres kurz zum glorreichen Effzeh. Er lobte die wohl beklopptesten Fans der Liga und haute dann noch kurz die Mär von der Champions League raus.

Rein ins Thema. Es ging los mit den schlausten Fußballern. Es ging los mit dem Thorsten Legat. Hier nur ein paar Auszüge:

1. Beim Shooting zum Mannschaftsfoto in Gelsenkirchen zog sich Legat die Hose bis unter die Achseln, ohne dass es jemand merket. Später musste das Shooting dann wegen ihm wiederholt werden. (Übrigens machte er das aufgrund einer Wette um 1000 DM mit Olaf Thon und einem weiteren Spieler. Als Dankeschön bat ihn der damalige Manager Rudi Assauer zum Vier-Augen-Gespräch indem er ihm 20000 DM als Strafe aufbrummte)

2. Während seiner Zeit beim VfB Stuttgart antwortete er auf die Frage, ob er Spätzle möge: „Die hab ich noch nicht probiert, aber im Allgemeinen mag ich Geflügel.“ (O-Ton zu Redlings war wohl: „Dat war mein voller Ernst, ich kenn Currywurst und Fritten aussem Pott, aber Spätzle, dat hab ich noch nie gehört“)

3. Thorsten Legat erlaubte sich einen Scherz und schrieb auf die Trinkflasche seines dunkelhäutigen Mannschaftskameraden Pablo Thiam mit einem Edding das Wort „Negersaft“.

4. Im Sportstudio auf die Frage, wie er zum Bodybuilding gekommen sei: „Immer Castroper Straße rauf.“

Nach dem Thorsten ging es mit einer kleinen Anekdote von Hermann Gerland weiter, welcher einmal in Boxer-Shorts vor einem Spieler stand und ihn bat auf dieser zu lesen. Dort prangte wohl die hintergründige Aufschrift: „Trainerstab“. „Das musst du erstmal sacken lassen, aber dann entstehen Bilder, die dich einfach nicht mehr loslassen.“

Vor der Pause teilte man uns noch mit, dass unser Tünn der größte Peter Maffay Fan der Welt sei. Als großer Fan muss man anscheinend mit den gleichen Miniplis rumlaufen. Nach der Pause ging es weiter mit seinem Lieblingssschiedsrichter: Wolf-Dieter Ahlenfelder. Der Oberhausener ging in die Bundesliga-Historie ein, weil er die erste Hälfte zwischen Werder Bremen und Hannover 96 nach 32 Minuten abpfiff. Als kleine Huldigung an den damals betrunkenen Ahlenfelder, sollte die zweite Hälfte seiner Lesung genau 32 Minuten dauern.

Nach dem Ahlenfelder ging es zu den brutalsten Tretern der Liga (übrigens mal vom Kicker gewählt) und wir kamen wieder zu Legat und Borowka(“Auch wenn wir verlieren, einer von Euch kommt heute noch ins Krankenhaus!”). Ben Redelings haute noch kurz seine Lieblingssprüche aus der Bundesliga raus und zum Abschied gab es noch ne Runde Uwe Klimaschefski.

Klimaschefski hatte damals den Platzwart an den Torpfosten fesseln lassen, da dieser zu betrunken war und genervt hatte. Am Ende befreite ihn seine Frau mit dem Küchenmesser vom Torpfosten. Übrigens wurde er nur einmal getroffen. Auf einer der nächsten Pressekonferenzen kam dann der berühmte Spruch: “Keine weiteren Fragen, ich muss jetzt zu meinen Spielern. Die sind so blind, dass sie ohne mich nicht den Weg von der Kabine zum Bus finden.”

Auch ein weiterer Exspieler (Kapellmann) fand in seinem Programm noch Platz. Mehr möchte ich an dieser Stelle eigentlich nicht erzählen, ich lege aber jedem nahe, sich die Lesung mal anzugucken / -hören. Das Programm soll auch immer auf die jeweiligen Zuschauer zugeschnitten sein.

Mehr Infos zu Ben Redelings: http://www.scudettoblog.de/

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