Dann halt doch…

Ich wollte es nicht. Wirklich nicht. Ich wollte die Klappe halten und nichts sagen. Den Kelch stillschweigend an mir vorüber ziehen lassen. Es aushalten, bis es wieder vorbei ist. In den sauren Apfel beißen und schweigen. Alles zum Wohl des Vereins. Aber es geht nicht. Der FC macht es mir unmöglich. Ich muss mich äußern, zum Thema Patrick Helmes, wobei, eigentlich viel mehr zu einer der nervigsten PR-Kampagnen die der 1. FC Köln bisher so produziert hat.

Denn eigentlich geht es gar nicht mehr um die Personalie Patrick Helmes. Dass der Mann, dem man nachsagt, dass „simpel gestrickt“ noch ein freundlicher Euphemismus für seine geistigen Fähigkeiten ist, dem Ruf des Geldes zunächst in den Vorort und später ins VW-Werk gefolgt war, geschenkt. Der Mann ist halt Profi-Fußballer. Da kann man sich Schmu wie Vereinsliebe und -treue halt nicht leisten. Da muss man sehen wo man bleibt, schließlich muss man gewährleisten, dass man spätestens mit Anfang 30 zu irgendwem sagen kann: „Ausgesorgt!“

Und Karrieren verlaufen eben nicht immer geradewegs nach oben. Da können Verletzungen dafür sorgen, dass aus dem Traum Champions League eben schnell mal das Auswärtsspiel mit der 2. Mannschaft in der Regionalliga wird. Da wird eine alte Liebe, selbst im Streit getrennt, plötzlich immer attraktiver.

 

Also gut, Helmes spielt jetzt wieder für den 1. FC Köln. Die Teile der Fans, die so etwas brauchen, haben ihren neuen Messias, die Mannschaft eine Person auf die sie eventuelle Misserfolge schieben kann. Soweit so unschön, aber nicht zu ändern. Als Teil der Mannschaft des 1. FC Köln wird Helmes die gleiche Unterstützung zu Teil werden, wie allen anderen Spielern. Die gleiche, die auch schon Maniche, Antar oder Womé genießen durften.
Wahrscheinlich wird er auch mal ausgepfiffen werden, wenn mal was nicht funktionieren will, von Menschen die ihm jetzt noch Willkommens-Plakate überreichen. Aber das ist alles Zukunftsmusik. Die ganze Situation rund um Helmes, auch die sportliche, ist inzwischen durchgekaut. Eher noch wiedergekäut.

 

Was mich tatsächlich dazu veranlasst, diesen Artikel zu schreiben, ist die ebenso nervige wie durchschaubare PR-Kampagne des 1. FC Köln. Vielleicht wurde sie in dieser Intensität gestartet, nachdem man das eindeutige Spruchband am Zaun der Südkurve gesehen hatte und befürchtete, dass einige mehr folgen könnten, wenn sich allzu viele Fans an die Umstände des Abschieds von Helmes erinnern würden. Also wollte man eventuell gegensteuern. Dafür sorgen, dass die Masse der Fans im Stadion Helmes schnell verzeiht und die Kritiker von Helmes als Störenfriede abstempelt die unnötig Unruhe in den Verein und die Mannschaft bringen.

Vielleicht geht es dem Verein auch in erster Linie darum, einen zweiten Poldi-Hype zu entwickeln, nachdem Ujah leider noch nicht ganz die Leistung gebracht hatte, die man sich von ihm erhofft hatte. Also hofft man, dass der andere Rückkehrer, noch einmal die Trikotverkäufe ankurbelt. Vielleicht muss man sich auch einfach nur selber Mut zusprechen, da man ein hohes Risiko eingeht und der Aufstieg inzwischen Pflicht ist. Da man vom vorgegebenen Weg abgewichen ist und den steinigen Weg gerne abkürzen würde.

 

Was es auch ist, momentan vergeht kein Tag, an dem der FC nicht darauf hinweist, wie sehr Patrick Helmes doch den 1. FC Köln liebt. Dass es immer sein Verein war, er schon als Kind in FC-Bettwäsche und mit Plüschhennes davon geträumt hat, nach einem Tor jubelnd vor der Südtribüne zu stehen (was er dann ein paar Jahre später nach einem Elfmeter für Leverkusen auch tat). Man könnte das Gefühl bekommen, Helmes wäre in einem genialen Coup damals vom FC als Maulwurf ans Bayerwerk geschickt worden, damit er dort für sich aussorgt und anschließend mehr oder weniger den FC dafür bezahlen kann, für ihn spielen zu dürfen. Die Personalie Helmes wird mit einer derart süßklebrigen rot-weißen FC-Zuckerglasur überzogen, dass einem nur schlecht werden kann.

Mir wäre es lieber, Patrick Helmes wäre nicht zurück gekehrt zum 1. FC Köln, aber es steht nicht in meiner Macht das zu entscheiden. Und wenn der 1. FC Köln durch seine Tore aufsteigt soll es mir recht sein.

Ich würde mir einfach nur wünschen, dass der 1. FC Köln mal einen Schritt kürzer treten würde. Dass man Patrick Helmes ebenso wie die anderen Spieler als das behandelt, was sie sind, nämlich in erster Linie Angestellte des 1. FC Köln. Ich würde auch gerne daran glauben, dass ein Verein für einen Spieler mehr ist, als ein Arbeitgeber. Aber dieser Glaube wurde mir schon lange genommen. Zunächst mit dem Wechsel von Bodo Illgner zu Real Madrid nach Saisonbeginn und dann vor allem mit dem Wechsel von Toni Polster nach Gladbach.

Ich habe das akzeptiert. Im modernen Fußball ist kein Platz für sentimentale Liebesbeziehungen zwischen Spielern und Vereinen. Aber dann soll der Verein doch auch bitte so ehrlich und konsequent sein und darauf verzichten mir und meinen Mitfans solche durchschaubare und schalen Geschichten aufzutischen.

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