90 Minuten Langeweile

Es gibt Fußballspiele, die das Herz stocken lassen. Partien, bei denen die Luft knistert, alles Möglich erscheint, sich Dramen abspielen und man sich selbst auf der Tribüne hinterher fühlt, als hätte man anderthalb Stunden Hochleistungssport betrieben. Schlachten die auf dem Rasen ausgetragen werden, geprägt von Schüssen an die Latte, Zeitspiel, donnerartigen Anfeuerungen, hitzigen Diskussionen.

Und es gibt Spiele wie das am vergangenen Samstag gegen den FC Bayern München. Geprägt von 90 Minuten Langeweile.

Das Aufregendste an diesem Tag war bereits vor Anpfiff der Spiels schon wieder vorbei. Die wunderschöne Choreographie, welche die Coloniacs anlässlich ihres 5. Geburtstages auf der Südtribüne des Müngersdorfer Stadions zelebrierten. Ohne Frage eines der schönsten Bilder der Südkurve,wo es ohnehin schon so viele wundervolle zu bestaunen gab. Anschließend begannen die wohl unspektakulärsten 90 Minuten, die ich jemals in einem Stadion erleben konnte.

Der 1. FC Köln begab sich schnell in die Rolle des machtlosen Aufsteigers, der FC Bayern München spielte seinerseits die Rolle des überlegenen Favoriten humorlos runter. Somit stand am Ende das Ergebnis von 0:2 mit dem man selbst auf Kölner Seite nicht wirklich unzufrieden war. Nie hatte man das Gefühl, der FC könne den Bayern tatsächlich gefährlich werden. Selbst bei der einen guten Chance, die zunächst Matuschyk und dann Ujah vergab ging nur ein leichtes Raunen durch den Block. Den meisten war wohl da schon klar, dass selbst ein zwischenzeitlicher Ausgleich das Unvermeidliche nicht verhindert hätte. Bei einem Gegentor hätte München wohl nur einmal das Tempo anziehen müssen um das Spiel zu entscheiden. Es fehlte dem FC schlicht an der nötigen Portion Dreistigkeit die dafür sorgen kann, den Bayern auch als Aufsteiger Punkte abzuringen – oder dafür sorgt, dass man 1:5 untergeht. In den kommenden Spielen kann diese Disziplin, mit der man die 0:2 Niederlage ertrugt, noch entscheidend für den Klassenerhalt werden. Denn gegen andere Mannschaften, die nicht über die individuelle Klasse eines Robben, eines Alonso oder eines Müller verfügen wird genau dies zum Erfolg führen.

Vielleicht lag es an diesem Umstand, vielleicht am guten Wetter, aber nach dem Spiel, beim Bier mit ein paar Bayern-Fans waren ebenso kaum Emotionen irgendeiner Art erkennbar. Somit blieb der größte Aufreger des Spieltags der Mensch mit Stoffhennes, welcher sich im Block hinter uns einfand und als erstes damit auffiel Miso Brecko noch bei der Mannschaftsaufstellung das erste Mal zu beleidigen. Es folgten Beleidigungen gegen Robben, nicht weil dieser vielleicht öfter im Strafraum umfällt als es sein müsste, sondern weil er eben aus den Niederlanden kommt, gegen Alaba, auf Grund seiner Hautfarbe und grundsätzliche sexistische Beleidigungen gegen was dem Herrn halt nicht passte. Nach deutlichen Worten von diversen Umstehenden, dass ein solches Verhalten an dieser Stelle nicht erwünscht ist folgten Diskussionen die offenbarten, dass die Selbstreflexion ebenso wenig die Stärke dieses Stadionbesuchers war, wie originelle Beleidigungen. Aber wie so oft führten die unsäglichen wie überflüssigen Diskussionen über dieses unnötige Verhalten immerhin dafür, dass außer ein paar schnippischen Schmolläußerungen nichts mehr von dem Typen zu hören war.

Der Aufstieg und Spiele gegen Bayern München ziehen halt auch Personen an, die das Event 1. FC Köln und Südkurve suchen und meinen sich hier mal so richtig austoben zu können. Nicht umsonst kam auch das alte und dumme Argumente, man wäre hier doch schließlich beim Fußball und da dürfe man doch mal die Sau rauslassen.

Es bleibt zu hoffen, dass die kommenden Spiele in Müngersdorf dafür sorgen, dass man seine Emotionen auf das Spielgeschehen richten kann und nicht auf Umstehende. Und das vereinzelte überflüssige Kommentare untergehen in den donnerartigen Anfeuerungen der Südkurve.

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