Es ist Sonntag, 05.08.12 um 06:30 Uhr in einem kleinen verschlafenen Ort an der Ostsee in Schleswig Holstein. Der Wecker klingelt. An einem Sonntag. Nein, ich bin kein Kirchengänger, aber es hatte trotzdem etwas mit Religion zu tun, es war der 1. Spieltag der 2. Bundesliga für die Saison 2012 / 2013.
Der 1. Fussball Club Köln 01/07 e.V. musste um 15:30 Uhr bei der Eintracht aus Braunschweig antreten. Mehr als 2.500 Seelenverwandte, Masochisten und erwartungsfreudige #effzeh Fans machten sich mit Bus, PKW oder wie wir mit der Bahn auf den Weg ins Eintracht-Stadion.
Nach einer gepflegten Dusche und einem starken Kaffee ging es dann um 8 Uhr in Richtung Bahnhof. Marc (meine Reisebegleitung) saß schon im Zug als dieser dann um 8:30 Uhr Eutin erreichte. Er hatte vorgesorgt. Neben ein paar Schnittchen gab es lecker Dosenbier und eine bereits fertig gemische Flasche Vodka/O-Saft. Gut, gibt Sonntags die fangen beschissener an.
Unser Weg führte uns durch Provinzen wie Lübeck, Lüneburg, Uelzen (der bei der Einfahrt als “Hundertwasser-Bahnhof” benannt wurde) und der Endstation Braunschweig. Hört sich kurz an, dauerte aber trotzdem 4:25 Std bis zum Erreichen des Zielbahnhofes.
Angekommen wurden wir gleich herzlich vom dortigen Sicherheitspersonal begrüßt. “RECHTS!!! Ab zum Shuttlebus, fahren gleich los!” Nach ca. 20 Minuten Fahrt im Shuttlebus einmal “Rund um Braunschweig” über die Autobahn kamen wir dann im Gästebereich des Eintrach-Stadions an. Oder sagen wir eher, auch dem Vorhof. Aber macht euch selber ein Bild.
Nach ein paar gekühlten Flaschen Kölsch aus dem Busverkauf einer Kölner Reisegruppe, ging es dann gut gestärkt ins Stadion. Doch die Freude sollte nicht lange bestehen bleiben. Denn am Getränkestand angekommen sollte das Unheil seinen Lauf nehmen. Für die Auswärtsfans gab es heute nur alkoholfreie Getränke. Die Laune war sichtlich gedrückt bei den Anhängern, die nun auch nicht mehr in Richtung Bus konnten um “nachzuladen”.
Da ist bei der Ticketvergabe ein wenig langsam war, machten wir uns nun also nach einer Krakauer im Brötchen auf den Weg zu unseren Sitzplätzen. Angesichts der Temperaturen um die 30° Celsius war ein Platz im Schatten doch sehr angenehm. Dazu eine leckere gekühlte Cola. Fast wie im Urlaub, wenn man auf Familienurlaub steht.
Die Herren zu unserer Rechten machten im Stehplatzbereich schon ordentlich Alarm und natürlich ließen wir uns nicht bitten da einzusteigen. Einige der Sektion Sitzplatz waren davon aber nicht so angetan. Mensch, dann guckt doch Sky auf der Couch.
15:28 Uhr: Der Gästebereich ist bis auf den letzten Platz gefüllt, die Vorfreude ist sichtlich spürbar, es kann endlich losgehen.
Mit Maroh, Wimmer, Lehmann, Royer und Bröker standen 5 Neuzugänge in der Startelf. Hinzu kam der neue Publikumsliebling, Timo Horn, aus der eigenen Jugend zwischen den Pfosten.
Das spiel begann eigentlich recht vielversprechend. Gleich mehrfach erarbeitete sich der #effzeh in Person von Schäng Tese und Daniel Royer gute bzw. 100%ige Torchancen, die leider ungenutzt blieben. Auf der rechten Seite zeigte über 90 Minuten Adil Chihi mal wieder sein Kreisliga-Gesicht. Auf links musste Royer die Arbeit von Christian Eichner mit machen, denn die Verunsicherung war ihm über die komplette Spielzeit anzumerken. Besonders positiv waren mit Kevin Wimmer, Dominic Maroh (der in der 1. HZ bei einem nicht gegebenen Elfmeter viel Glück hatte) und unser Kapitän Miso Brecko, Fussballgott.
Im defensiven Mittelfeld wusste Adam Mattuschyk zu gefallen, der viele Wege macht und oft Löcher stopfte, die Matze Lehmann unbedacht offen ließ. Auch hier ist noch eine Steigerung nach oben.
In der zweiten Halbzeit hatte das Spiel etwas von dem, was man hoffte nicht so schnell wieder sehen zu müssen. Eintracht Braunschweig brachte den #effzeh immer wieder in brenzliche Situationen und so kam es wie es kommen musste. 67. Minute. Freistoß für die Eintrach. Trainer Torsten Lieberknecht nahm den gelb-rot-gefährdeten Kapitän Dennis Kruppke vom Feld und brachte mit Orhan Ademi einen zweiten Stürmer. Der #effzeh wollte den Freistoß auf Abseits spielen doch dies kam bei Christian Eichner nicht an. Gründe kann man sich nun erdenken. So löste er das Abseits auf, Deniz Dogen köpfte den Ball an die Latte und der gerade eingewechselte Ademi schoss die Eintracht mit 1:0 in Führung. Eigentlich fehlte nur noch ein total verwirrter Geromel der Sereno den Arm hebt, dann wäre es ein Spiegelbild aus der Vorsaison gewesen.
Nun stand der #effzeh gewaltig unter Druck und die Abwehr glich einem Flipperautomaten. Kurz darauf setzten die Braunschweiger noch einen Konter an den Pfosten. Außer einer Kopfballchance durch unseren Alterspräsidenten Kevin Mc Kenna in der Schlussphase war aber nichts mehr drin. So musste man nach 90 Minuten feststellen, auch in der 2. Bundesliga werden kleinste Fehler sofort bestraft.
Die mitgereisten Kölner konnten es mal wieder nicht verstehen. Die Stille war schon fast beängstigend. Als hätte man gerade das Double geschafft. Also das Double nach unten.
So ging es also nun auf den Heimweg.
Anscheinend sind noch nie so viele Gästefans in Braunschweig gewesen, ansonsten kann ich mir das Problem mit dem Shuttleverkehr zum Bahnhof zurück nicht erklären. Zumindest fuhren die Busse randvoll zum Bahnhof und ließen noch 25 #effzeh Fans am Stadion stehen. Unter anderem mich. So mussten wir in Absprache mit dem Einsatzleiter der dortigen Polizei über eine halbe Stunde auf einen zusätzlichen Shuttle Bus warten um noch unseren Zug in Richtung Heimat zu bekommen.
Ende vom Lied war, auf Grund von mehreren Verspätungen auf einer ganz einfachen Zugstrecke erreichte ich statt 23:00 Uhr meinen Startbahnhof wieder um 00:30 Uhr mit einem Umweg von 150km, die nicht gerade zu den schönsten Bahnstrecken Deutschlands gehören.
16 Stunden Bahntripp nach Braunschweig für eine 1:0 Niederlage. Was tut man nicht alles für seine Liebe.
Schöner Bericht. Hat mich an meine Zeit erinnert, als ich noch aus Südniedersachsen mit dem WE-Ticket nach Köln gefahren bin. Alleine. Meine Effzeh Kumpels wollten sich das nie an tun: 6 Stunden Hin- und 5 Stunden Rückfahrt. Dann bisschen früher aus dem Stadion um vor den Massen zum Hbf zu kommen. Um überhaupt in die Nähe der Heimat zu kommen, durfte ich keinen Zug verpassen.
Das waren noch Zeiten. Anstrengend aber immer wieder schön.