Die Bildzeitung schrieb heute morgen irgendwas über eine “Gewalttabelle im Fußball”. Hier ging es um die Anzahl von gewaltbereiten Fans innerhalb eines Vereins. Der #effzeh schaffte es hier allerdings nur auf Platz 15. Komisch, wo wir doch in letzter Zeit das Paradebeispiel für böse Fans sind. Nun gut, ich möchte auch auf diese Art von – nennen wir es mal – Artikel auch nicht weiter eingehen.
Aber auch ich möchte nun, nachdem ich mich sehr lange zurückgehalten habe, meinen Senf zu genau diesem Thema wiedergeben. Die aktuelle Medienlandschaft zu dem Thema kotzt mich einfach nur noch an. Zu den ganzen Statistiken will ich auch nichts zu sagen, das haben nämlich die Jungs von effzeh.com schon sehr gut dargestellt.
Was mich so nervt, ist auch eher dieses Gerede darüber, wie schlimm es angeblich in den letzten Jahren in den Fußballstadien geworden ist. Die Schuldigen sind natürlich die Ultras, die auch gerne mal mit Hooligans in einen Topf geschmissen werden.
Manchmal frage ich mich, ob die Redakteure heutzutage überhaupt noch recherchieren. Über Fußball, die Kultur und deren Fans gibt es so unglaublich viele Abhandlungen. Aber anstatt sich zu informieren, werden Bilder mit Pyrotechnik genommen und die Personen darauf zu Schwerverbrechern gemacht.
Vor 2 Tagen zeigte Sat1 eine FocusTV-Reportage über die Gewalt im Fußball. Schauplatz: Natürlich Köln. Hier genauer das Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern, was ja bekanntlich 3:3 endete. Es wurde gehetzt, was das Zeug hält und was kam dabei raus? Nichts. Keine Gewalt, keine Zwischenfälle. Das hatten sich die Leute bei FocusTV wohl anders vorgestellt, zumindest kam es so rüber. Frau Maischberger nannte die Ultas ja nicht umsonst schon Taliban der Fußballfans – da muss es ja also krachen.
Kommen wir nun zu einem Video, bei dem ich mich freue, genau die Stelle gefunden zu haben, um die es mir geht. Es handelt sich um das UEFA-Cup-Spiel zwischen dem 1.FC Köln und Roter Stern Belgrad 1989. Achtet einfach darauf, was der Kommentator sagt, mehr muss dann auch zu dem Video erstmal nicht gesagt werden:
Ein anderes Video habe ich vorgestern gesehen, das ich euch auch nicht vorenthalten möchte. Es ist etwas länger, aber einfach auch sehr nett anzusehen. Hier geht es um 2 Fanclubs des HSV, die eine zeitlang von einem Kamerateam begleitet werden:
Diese Videos machen deutlich, dass die Gewalt in Fußballstadien nicht gestiegen ist. Gestiegen ist lediglich die mediale Aufmerksamkeit rund um den Fußball. Bundesliga, Champions League, Europapokal, DFB Pokal. Jede Woche sieht man Fußball aus ganz Europa im Fernsehen. Und heißt es bei Pyrotechnik in Spielen von griechischen, türkischen oder italienischen Vereinen noch, dass es sich “um südländisches Temperament” handelt und die Kulissen schön anzuschauen sind (zumindest war dies noch der Tenor vor ein paar Jahren), so wird mittlerweile jede Rauchbombe als Bengalo und die Fans als Chaoten bezeichnet. Man kann von Pyrotechnik halten, was man will. Aber auch hier denkt die Presse, dass dies ein “Phänomen der letzten Jahre” wäre, was schlicht und einfach falsch ist.
Spätestens seit der WM 2006 tummeln sich nunmal auch ganze Familien Woche für Woche im Stadion. Doch muss man auch beachten, dass es für viele Fans eben nicht um das “Event: Fußball” geht. Es heißt immer, wie super die Stimmung doch in deutschen Stadien ist und dass man keine englischen Verhältnisse hier haben möchte. Aber wenn die deutsche Presse so weitermacht, erreichen wir bald genau das. Nur noch Sitzplätze, halb volle Stadien, keine Stimmung. Und wenn ein paar Leuten meinen, sich nach dem Spiel auf die Nase hauen zu müssen, dann sollen sie das doch untereinander tun. Davon bekommt, von den normalen Konsumenten, keiner was mit.
Nicht die Fans verändern sich, sondern das drumherum. Die Fans sind immer noch Fans. Mit Leib und Seele, mit Feuer und Flamme. Immer bereit, alles für den Verein zu geben. Also, liebe Medien: lasst sie auch weiterhin Fans sein!