Es wird Zeit für echten Fußball

Ein Freundschaftsspiel. Im Winter. Montagabend, die Temperaturen in Müngersdorf liegen unter 0° Celsius. Warum tut man sich das an? Auch wenn es gegen den Meister geht, Borussia Dortmund ist zu Gast, es sind immerhin 15 Euro aufgerufen. Vielleicht hilft der Gedanke, die Schnürsenkel des neuen Innenverteidigers mitfinanziert zu haben? Heute gab der effzeh die Verpflichtung von Bruno Andrade bekannt.

Nun denn, trotz mangelnder Motivation, die durch falsche Parkplatzbeschilderung nicht wesentlich gesteigert wurde, lasse ich mich als einer von 9.500 Zuschauern im weiten Rund nieder. Die Anzeigetafel wird mit der gleichen Dynamik bedient, mit der ich mich auf die Tribüne gehievt habe. Sie bleibt das gesamte Spiel über auf Standbild und zeigt nur das Ergebnis an. Auf die Aufstellungen oder sonstige Informationen wartet man leider vergebens. Die Stimmung ist ungewohnt fahrig, der Blick auf die über 40.000 leeren Plätze lässt es noch kälter werden. Die Vorstellung, dass es den Münchner Löwen bei Ligaspielen in der noch etwas größeren Allianzarena (25.444 Zuschauer im Schnitt bei >70.000 Plätzen) in Relation ähnlich geht, lässt mich schaudern. So kann das doch keinen Spaß machen?!

Aber der Kölsche an sich macht sich seinen Spaß dann eben selbst. Lukas Kübler, der als rechter Verteidiger in der sehr jungen Startelf beginnen durfte, wird sich damit abfinden müssen, dass sein Vorname beim Verlesen der Mannschaftsaufstellung von der Tribüne mit dem Nachnamen Podolski in Verbindung gebracht wird.

Der Spaßfaktors des Spiels hingegen kann kaum mit der lauwarmen Riesenbockwurst, die zum Entsetzen der BVB-Fans an meiner Seite auch noch mit der justpay-Karte bezahlt werden musste, mithalten. Der Meister hat mit seiner B-Elf die B-Elf des effzeh klar im Griff. Die Kölner stehen tief und finden nur äußerst selten mit langen Bällen vor das gegnerische Tor, Großchancen bleiben aber auch auf Dortmunder Seite Mangelware. Sahin trifft aus rund 20 Metern den Pfosten, einen Knaller von Schieber pariert Horn glänzend. Insgesamt halten die jungen Kölner gut mit, auch wenn deutlich zu sehen ist, dass die Gäste nicht im höchsten Tempo spielen. Auffällig an dieser ersten Hälfte ist letztlich nur noch, dass Christian Eichner sein Selbstvertrauen offenbar gänzlich verloren hat und praktisch immer den Kürzeren zog. Zudem muss man den effzeh-Fans vorhalten, dass sie wohl sehr nachtragende Exemplare sind und Nuri Sahin noch immer keinen Spaß hat, wenn er nach Müngersdorf zum Kicken kommt.

Zur zweiten Halbzeit wechselt Stani fleißig aus, nur Kevin Wimmer darf durchspielen. Jürgen Klopp lässt sich etwas mehr Zeit, zur 60. kommen mit Reus, Götze, Lewandowski und Gündogan aber doch vier Stammspieler in die Gästeelf. Interessant auf effzeh-Seite ist sicherlich das Sturmduo, das in der A-Elf aus Maierhofer und Bröker bestand und erstaunlich gut funktioniert hat. Während das Spiel rund 20 Minuten weiter vor sich hin plätschert und praktisch gar nix passiert, kommt der BVB nach den Wechseln wieder besser ins Spiel und zeigt teilweise ansehnlichen Kombinationsfußball. Just in diese Phase trifft Royer aus rund sechs Metern zur Führung. Brökers tolle Hereingabe kann Maierhofer nicht direkt verwerten, Royer zeigt sich aber handlungsschnell und staubt den Abpraller ab. Der effzeh führt also gegen den Doublesieger in einem Freundschaftsspiel mit 1:0. Die Zahl der Fotos, die von der Anzeigetafel gemacht wurden, dürfte in etwa mit der Zuschauerzahl identisch sein. Auch nach dem verschossenen Elfmeter (aus rund 120 Metern Entfernung geurteilt absolut berechtigt) jubeln die effzeh-Fans ausgelassen. Nach Abpfiff gibt es standing ovations, stetig hält sich der Drang, den Kassenschlager „Und ihr wollt Deutscher Meister sein“ anzustimmen. Kaum zu Hause flimmern „RealMadridBesiegerbesieger“-Statusmeldungen über den Bildschirm.

Was nehmen wir also mit aus einem solchen Spiel? Für den Laien lassen sich aus dem Fußballspiel wenig Schlüsse ziehen. Da werden taktische Varianten trainiert, die die Mannschaften natürlich intern besprechen und die Reservisten erhalten Spielpraxis. Bleibt als Erkenntnis, dass die effzeh-Fans jeden noch so kleinen Erfolg dankend annehmen, so ausgehungert sind sie derweil. Vielleicht war aber auch die Winterpause einfach zu lange. Ich für meinen Teil wünsche mir jedenfalls sehnlichst den Samstag und damit das Spiel gegen Erzgebirge Aue herbei. Endlich geht es wieder um was.

 

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