[#N11] Zwei Herzen in einer Brust? – Ein Gegenargument

Der alte Streit beschäftigt auch effzeh-Fans immer wieder auf´s Neue: Darf ich Spielern aus den zahlreichen ″verbotenen″ Orten rund um die schönste Stadt Deutschlands zujubeln, wenn sie für die Nationalmannschaft spielen? Muss ich ihnen nicht wie jedes Wochenende möglichst viele Papierkugeln zwischen die Beine wünschen, damit sie möglichst ungeschickt ihr fußballerisches Nicht-Können zur Schau stellen? Gilt nicht für uns alle ″Meine Liebe, meine Stadt, mein Verein″?

Muss man diese Diskussion überhaupt führen? Bleibt das nicht jedem Fan selbst überlassen? Natürlich, dennoch erscheint es mir angebracht, das Fandasein für die eigene Nationalmannschaft einmal grundlegend zu verteidigen. Zu oft werden diejenigen, die sich für Löws Team begeistern von den ″wahren Fans″ lächelnd als Eventottos, Erfolgsfans oder Turnieruschis bezeichnet. Und jeder, der nach einem Sieg im ersten Gruppenspiel mit einem fröhlichen Schlaaaand auf den Lippen zum Autokorso aufbricht (typisch deutsch: verstößt rebellisch gegen fast alle Verkehrsregeln aber uniformiert sich selbst zum Feiern mit Fähnchen am Auto) hat diese Verunglimpfung wahrscheinlich auch redlich verdient.

Trotzdem kann das Credo der einen Liebe nicht für die Nationalmannschaft gelten. Abgesehen davon, dass man sich seine Liebe nicht aussucht, weder für einen Verein noch für oder gegen die Nationalmannschaft, ist das gesamte Länderspielgeschehen prinzipiell nicht mit dem Vereinsfußball zu vergleichen. Beide führen eine Koexistenz, beide wirken auch durchaus aufeinander (Nominierungen, Prestige, Marktwerte etc.), und dennoch gibt es grundlegende Unterschiede. Der Verein spielt im Alltag des Fans eine viel größere Rolle, die N11 ist auf wenige Termine im Jahr und ein großes Highlight alle zwei Jahre zugespitzt. Daraus ergibt sich zwangsläufig der Eventcharakter der großen Turniere, wie sollte es anders sein? Sie sollen aber auch nichts anderes sein, die absoluten Highlights im Leben eines Fußballers, die höchste Auszeichnung, die er als Sportler erreichen kann. Da ist es doch nur logisch, dass diese Veranstaltungen auch für die Fans seltene Höhepunkte darstellen. Und in diesem einen Punkt gilt ein wichtiger Grundsatz des Fandaseins eben doch für die Nationalmannschaft: Kein Spieler ist größer als der Verein. Oder übersetzt: In der Nationalmannschaft gibt es nur Nationalspieler. Der Verein spielt keine Rolle.

Mir persönlich ist der Stellenwert des sportlichen Wettstreits auch durchaus wichtig. Ob als Fußballer, Fan oder gar beim Kartenspielen, wenn ich am Wettkampf teilnehme, will ich so gut wie möglich darin abschneiden – ohne verbissen zu sein. Außerdem will ich diese Leistung auch einordnen können. Deshalb freue ich mich, wenn die Bundesliga eine starke Liga ist, weil es den Stellenwert des Wettkampfs beschreibt. Deshalb freue ich mich, wenn die Spieler, die fast ausschließlich in den an der Bundesliga teilnehmenden Vereinen ausgebildet wurden, auch international erfolgreich sind. Deshalb freue ich mich, wenn die N11 erfolgreich ist, weil sie die besten Spieler des Landes auf dem höchsten verfügbaren Niveau des Fußballs in den Wettkampf schickt.

Und bei aller Rivalität während der Bundesligaspiele –ich habe nach Abpfiff tatsächlich Freunde, die sich selbst als Fans verbotener Städte bezeichnen (arme, geschundene Seelen). Und ich freue mich darauf, bei Länderspielen einer gemeinsamen Mannschaft zujubeln zu können.

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3 Antworten auf [#N11] Zwei Herzen in einer Brust? – Ein Gegenargument

  1. DeadSnake sagt:

    Wahre Worte, schliesslich geht es auch um den gemeinsamen Zusammenhalt, egal welche Farben wir während der Saison tragen!

  2. THC-Ben sagt:

    Mein dazu passender Facebookkommentar:

    So bevor wir jetzt wieder 4 Wochen in Friede, Freude und Eierkuchen zusammen feiern noch nen Gruß an alle die es Wert sind!

    Fuck you BMG / F95 / B04!

  3. sopallinski sagt:

    Beide Blog’s zum Thema gefallen mir. Ich persönlich bin da eher so ein zwischending. Es hängt tatsächlich aus der Kombination Spieler + Verein ab. Einen Marin kann man schon wegen seinen ausgeprägten Erdanziehungskraft-Moves nicht leiden, der frühere Verein war da nur das I-Töpfelchen. Einem Müller z.B. kann ich dann doch eher verzeihen das er dort spielt wo er spielt, weil er in der N11 als Sieler überzeugt.

    Durch meine polnischen Wurzeln kann ich aber bestätigen, dass man sich seine N11 auch nicht so einfach aussuchen kann. Drücke beiden Teams (POL – GER) die Daumen. Dennoch würde ich mich eher als deutscher sehen. Ach ne halt, Kölner bin ich!

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